Zootier des Jahres 2021: Das Krokodil

Krokodile teilten sich ihren Lebensraum bereits mit den Dinosauriern. Seit mehr als 200 Millionen Jahren bevölkern Krokodile nahezu unverändert unseren Planeten – bis der Mensch auftauchte. Nun stehen die perfekten Jäger kurz vor dem Aussterben, weswegen die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) das Krokodil zum „Zootier des Jahres 2021“ gekürt hat.

Im Darmstädter Zoo Vivarium leben seit 1970 Stumpfkrokodile – das Männchen, das heute im Tropenhaus lebt, gehört noch zu den ersten Tieren, die damals als mutmaßliche Wildfänge von einem privaten Halter kamen. Mit einer Körperlänge von über 1,80 m und einem geschätzten Gewicht von 35 kg ist das Darmstädter Stumpfkrokodil das zweitälteste Tier seiner Art, von dem man weiß. Nachdem seine langjährige Partnerin 2015 den Alterstod starb, lebt das Männchen seit 2016 mit einem jungen Weibchen aus dem Reptilium Landau zusammen. Der Zoo Vivarium beteiligt sich mit diesen beiden Tieren am Europäischen Zuchtbuch.

Die Menschen dringen immer weiter in den Lebensraum der Krokodile ein und töten sie, weil sie die Tiere als Gefahr für sich und ihre Haustiere ansehen. Ihr Fleisch und die Eier werden verzehrt, die Moschusdrüsen der Krokodile werden zur Parfümherstellung genutzt und weil Krokodile Fische fressen, gelten sie als darüber hinaus als Konkurrenten der Fischer. Zusätzlich dezimieren der Bau von Dämmen und die zunehmende Wasserverschmutzung die Krokodilbestände. An den Rand der Ausrottung brachte die Krokodile jedoch insbesondere die wachsende Nachfrage nach ihrer Haut, weil die Modeindustrie anfing, daraus Handtaschen, Schuhe, Koffer, Gürtel und andere Waren herzustellen. Viele Krokodilarten gelten daher als gefährdet und sechs Arten werden von der Weltnaturschutzunion IUCN bereits als „von der Ausrottung bedroht“ eingestuft.

Krokodile haben ein Imageproblem, gelten sie oft doch als menschenfressende „Monster“. Tatsächlich übernehmen Krokodile aber eine wichtige Aufgabe für ihre Umwelt: Da sie unter anderem Aas fressen, reinigen sie die Gewässer und anliegende Landflächen von Kadavern. Wenn sie jagen, haben sie es besonders auf schwache, verletzte und kranke Tiere abgesehen. Sie regulieren zudem die Bestände räuberischer Welse oder Piranhas, die sich ihrerseits von für den Menschen bedeutenden Speisefischen ernähren.

Entfernt man Krokodile aus diesem Kreislauf, gerät das ökologische Gleichgewicht aus den Fugen. Durch den Ausfall der großen Jäger nehmen die Populationen der Raubfische zu und viele andere Organismen wie Bakterien, Algen, Krebstiere, Weichtiere oder Wasserinsekten verschwinden, weil sie auf die Hinterlassenschaften der Krokodile spezialisiert sind.

Die Kampagne „Zootier des Jahres“ wurde 2016 ins Leben gerufen, um sich für gefährdete Tierarten einzusetzen, deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht. Mit der federführenden ZGAP arbeiten die Einrichtungen und Mitglieder der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e.V., des Verbandes der Zoologischen Gärten e.V. und der Gemeinschaft der Zooförderer e.V. eng zusammen.